Die Neurodidaktik entwickelt Modelle und praktische Konzepte für Bildung und Erziehung unter Bezugnahme auf neurowissenschaftliche Forschungsergebnisse.
Neurodidaktiker interpretieren neurowissenschaftliche Erkenntnisse und übertragen diese entweder in didaktische Modelle und / oder praktische Konzepte.
Der Begriff Neurodidaktik wurde in den 80er Jahren von Gerhard Preis (Fachdidaktiker – Mathematik) geprägt. In den 90er Jahren überträgt Gerhard Friedrich den Begriff der „Neurodidaktik“ auf allgemeindidaktische Fragestellungen. Die „Neurodidaktik“ betont laut Friedrich die Wichtigkeit der Ergebnisse der modernen Hirnforschung für die Didaktik. Dabei sei es die Aufgabe der Neurodidaktik, die Ergebnisse der Neurowissenschaften zu „erschließen“ und deren Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis aufzuzeigen.
Mittlerweile gibt es eine bunte Vielfalt von Autoren (Wissenschaftlern und praktisch arbeitenden Didaktikern), die den Begriff nutzen, um ihre didaktischen Positionen zu kennzeichnen.
Grundannahme der Neurodidaktik
„Neurodidaktiker“ gehen davon aus, dass Lernumgebungen nur effizient und effektiv gestaltet werden können, wenn neurowissenschaftliche Erkenntnisse didaktischen Überlegungen und Modellen zugrunde gelegt werden. Sie interpretieren neurowissenschaftliche Befunde und übertragen diese “großzügig” auf die Didaktik.
Kritik:
- Die Neurodidaktik betont die Bedeutung neurowissenschaftlicher Erkenntnisse unter Vernachlässigung anderer Wissenschaftsbereiche. Die Neurodidaktik übersieht dabei, dass Lehr-Lernsituation äußerst komplex gestaltet sind und sie sich deshalb nicht alleine auf das Wissen über die Funktionsweise des Gehirns stützen kann. (Näheres unter den Rubriken „Möglichkeiten“ und „Grenzen“ der Neurowissenschaften)
- Die Pädagogische Psychologie und Soziologie bietet Sichtweisen und Theorien, welche ebenfalls bei der Bildung didaktischer Modelle mit einbezogen werden sollten. Diese werden in der Neurodidaktik weitgehend ausgeblendet, es sei denn sie bilden den Hintergrund neurowissenschaftlicher Forschungsergebnisse.
- Nur eine Vielfalt an Sicht- bzw. Betrachtungsweisen ermöglicht das Erfassen komplexer Situationen.
- Die Neurodidaktiker, wie auch zahlreiche Neurowissenschaftler übertragen Ergebnisse aus dem „Hirnlabor“, d.h. aus einer Laborsituation mit dem Fokus auf Detailfragen und Einzelfähigkeiten, auf komplexe Situationen im pädagogischen Alltag.
- Durch diese Form der Interpretation und Übertragung werden die Verhältnisse zu sehr vereinfacht. Die Schlussfolgerungen bleiben daher oberflächlich.
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