Wie diese Homepage entstand:
Seit 10 Jahren beschäftige ich mich nun schon mit den Neurowissenschaften. Mein Interesse an den Neurowissenschaften entstand aus dem Bedürfnis heraus, „harte“ wissenschaftliche Erklärungsfaktoren für schulisches Lernen zu finden. So belegte ich im Nebenfach Psychologie zusätzlich bei Herrn Prof. Markowitsch (Universität Bielefeld) Vorlesungen und Seminare zur Physiologischen Psychologie und Neuropsychologie. In dieser Zeit konzentrierten sich die fachlichen Inhalte dieser Disziplin noch ausschließlich auf medizinische Aspekte. Herrn Prof. Markowitsch verdanke ich meine Neugier und Liebe für neurowissenschafliche Themen. Er verstand es, mit seinem umfangreichen Wissen, das seinerzeit bei Psychologiestudenten eher gefürchtete Fach der Neurophysiologie lebendig und spannend zu präsentieren.
Herr Prof. Dollase (ebenfalls Universität Bielefeld) ermutigte mich ebenfalls meine psychologischen Studien mit neurowissenschaftlichen Erkenntnissen zu verbinden, so dass ich meine Diplomarbeit zum Thema: Die neuropschologischen Grundlagen des Lernens im Grundschulalter, schreiben konnte.
Damit war im Jahr 2000 auch der Name für meine Homepage „geboren“. Ich nannte sie Neuropädagogik, ohne zu wissen, dass „Neuropädagogik“ bereits als angewandte neuropsychologisch ausgerichtete Heilpädagogik (unter PD A.Zieger) seit fast 10 Jahren ein „stilles“ Dasein führte. Unter „google“ war zum Begriff Neuropädagogik noch kaum etwas zu finden. Lediglich der Verweis auf eine Rehabilitationsklinik enthielt den Begriff „Neuropädagogik“, ohne ihn zu erläutern. Diese Form der Neuropädagogik beschäftigt sich mit der Rehabilitation hirngeschädigter Patienten. Mutig und hoffnungsvoll definierte ich damals die allgemeine Form der „Neuropädagogik“:
Dieser Name soll eine Form der Pädagogik bezeichnen, die in ihre Überlegungen für sie relevante Ergebnisse aus der Neurophysiologie, Neurobiologie und Neuropsychologie einbezieht. Die großen Fortschritte in den Neurowissenschaften lassen auf tiefer gehende Einsichten in die Funktionsmechanismen menschlichen Handelns hoffen. So ist es wichtig, einen interdisziplinären Austausch von wissenschaftlich-empirischen Erkenntnissen zwischen der Pädagogik, der Psychologie und der Neuropsychologie anzustreben, um erzieherisches und lehrendes Handeln kontinuierlich zu verbessern.
Zwischenzeitlich ist der Begriff „Neuropädagogik“ mit zahlreichen Implikationen anzutreffen. So wird er verwendet für:
- Esoterisch ausgerichtete „pädagogische“ Aktivitäten
- Kommerzielle, teilweise patentierte Lernverfahren und Lernmodelle mit einfacher, übersichtlicher „Struktur“
- Aktivitäten, welche ihre fortschrittliche Ausrichtung über die Bezeichnung dokumentieren wollen
- Unternehmensberater
- Lerninstitute etc. etc.
Im Laufe der Zeit fühlten sich einige Hirnforscher berufen, die Pädagogik „neurowissenschaftlich“ zu reformieren und in Veröffentlichungen naturwissenschaftliche Defizite der Pädagogik und ihre mangelnden Forschritte anzupreisen. Dies hatte nun auch viele Erziehungswissenschaftler dazu veranlasst, sich intensiver mit den Erkenntnissen aus der aktuellen Hirnforschung zu beschäftigen, mit dem Ergebnis, dass – zumindest nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft – eine neurowissenschaftliche basierte Pädagogik – noch recht wenig substantiierte inhaltliche Aussagen präsentieren kann.
Dies veranlasste mich dann auch – selbst einiger Illusionen beraubt, den Passus:
„Die großen Fortschritte in den Neurowissenschaften lassen auf tiefer gehende Einsichten in die Funktionsmechanismen menschlichen Handelns hoffen.“
wieder aus der Definition zur Neuropädagogik herauszunehmen. Zwar sind durchaus große Fortschritte in den Neurowissenschaften zustande gekommen, dennoch lassen die „tiefer gehenden Einsichten in die Funktionsmechanismen menschlichen Handelns“ noch auf sich warten. Lediglich zahlreiche, aus der psychologischen Forschung bekannte Phänomene konnten mit neurowissenschaftlicher Forschung bislang untermauert werden.
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